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Channel: Ehe – Seitengeraschel
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345 Tage buchkauffrei – Sorry, ich kapier den Titel nicht. (Buch 43)

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Der Roman „Sommer in Sepia“ von Marie Velden stand schon ein paar Jahre ungelesen in meinem Bücherregal, bis ich jetzt fand, es sei der richtige Zeitpunkt, es mal zu lesen. Also Sommergetränk eingeschenkt und losgelesen.

Thomas ist schon seit vielen Jahren mit Veronika verheiratet. Sie haben zwei Kinder, ein schönes Zuhause, ein gemeinsames Leben. Doch glücklich ist er nicht, wenn er ganz ehrlich zu sich ist. Seine Frau ist ständig im Reitstall bei ihren Pferden, interessiert sich irgendwie gar nicht mehr für ihn und hat immer nur schlechte Laune. Thomas sehnt sich nach mehr, auch wenn er das Gefühl nicht richtig in Worte fassen kann. Vielleicht ist es ja auch normal, dass das Leben mit 40 keine echten Highlights mehr hat?
Und dann sieht er eines Tages diese Frau, die er einfach nicht vergessen kann – obwohl er sie nicht mehr kennt. Die Fremde geht ihm nicht mehr aus dem Kopf, und sie löst eine längst vergessene Sehnsucht in ihm aus. Doch wohin soll das führen?

Florentine will seit dem Tod ihres Mannes nicht mehr glücklich sein. Sie lebt allein mit ihrem Sohn, betreibt einen kleinen Blumenladen und hält sich fern von allem, was sie richtig glücklich machen könnte. Es erscheint ihr unvorstellbar, dass sie wieder glücklich sein könnte, und irgendwie wäre es ein Betrug an ihrem Mann, findet sie. Dann lernt sie diesen Mann kennen, der eine Saite in ihr zum Klingen bringt, die sie schon vergessen glaubte. Ist es Zeit für einen Neuanfang?

Durch eine Verkettung von Zufällen sehen Thomas und Florentine sich immer wieder, und sie können einander nicht vergessen. Abwechselnd wird aus ihren Perspektiven erzählt, was ihnen so geschieht, und wie sich ihre Leben nach und nach verändern, obwohl sie es beide eigentlich gar nicht wollen.
Im dritten Teil des Romans kommt dann auch Thomas‘ betrogene Ehefrau Veronika zu Wort. Ihre Perspektive fand ich irgendwie mies, denn im Grunde macht sie nur deutlich, warum sie keine Liebe geben kann. Es ist also ihre Schuld, dass ihr Mann sie betrügt? Ok…

In der ersten Hälfte fand ich den Roman ganz nett zu lesen, aber dann mochte ich ihn immer weniger. Ich empfand beide Protagonisten als sehr klischeebesetzt und langweilig. Thomas findet mitten in seiner Midlife Crisis endlich die Frau, die er so lieben kann, wie er will, weil sie Liebe zulassen kann (oh bitte!) – ganz im Gegensatz zu seiner Frau, die nie gelernt hat zu lieben (ist klar). Florentine ist bildschön ohne es zu wissen, sanft, klug und verletzlich. Mehr fällt mir zu ihr leider nicht ein, und dabei erschien sie mir am Anfang wie eine wirklich interessante und liebenswerte Figur.

Ich verstehe übrigens beim besten Willen den Romantitel nicht. „Sommer in Sepia“ hat in mir Assoziationen wachgerufen, die in Richtung Nostalgie gehen. Vergangenheit, vergangene Liebe, Sehnsucht nach etwas… ok, das am ehesten. Aber irgendwie will der Titel in meiner Wahrnehmung beim besten Willen nicht passen.

Idee und Erzählweise des Romans mochte ich ganz gern. Den Rest allerdings eher nicht. Gerade das Ende fand ich sehr übertrieben verkitscht, auch wenn ich weiß, dass es im Grunde einfach ein hollywoodreifes Happy End ist. Im Epilog lässt die Autorin Veronika etwas machen, von dem ich bei allem, was mir heilig ist, schwören würde, dass keine einzige betrogene Ehefrau auf der ganzen Welt das tun würde. Damit macht sie sie für mich total unglaubwürdig.
Ich kann mir gut vorstellen, was viele Menschen an diesem Roman mögen können. Es sei ihnen auch zugestanden. Vielleicht habe ich auch zu viel erwartet. Da ich Frau Veldens Art zu erzählen mag, kann ich mir vorstellen, noch mal was von ihr zu lesen. „Sommer in Sepia“ wird aber verschenkt. Es ist absolut nicht das richtige Buch für mich.



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